bauMAGAZIN: Corona war nicht die erste herausfordernde Situation, der sie sich gestellt haben: Im Jahr 2012 haben Sie nach dem unerwarteten Tod Ihres Vaters Günther Berens das Unternehmen übernommen. Wie war die Anfangszeit damals für Sie?
Koopmann: Der Anfang war hart, insbesondere den Kunden zu signalisieren, dass es jetzt ohne Günther Berens weitergeht. Damals gab es schon einige Unkenrufe wie: »Das Mädchen schafft das ja sowieso nicht.« Aber wir sind immer noch da. Und ich sorge ja nicht allein dafür, dass der Laden hier läuft, sondern werde tatkräftig von meinen Mitarbeitern unterstützt.
bauMAGAZIN: Und die aktuelle Lage?
Koopmann: Ich würde lügen, wenn ich sage, es ist alles super. Aber zurzeit kommt es ja in zahlreichen Maschinenbau- und Technikbranchen zu Umsatzeinbrüchen. Wie das kommende Jahr wird, kann ich nicht vorhersagen. Aktuell nutzen wir die Zeit, in der wir weniger Aufträge haben, um interne Verbesserungen in unserem Werksablauf auszuarbeiten, das Produktportfolio zu überarbeiten, neue Märkte zu erschließen und natürlich die Events zum 85-jährigen Bestehen vorzubereiten. Die wirtschaftliche Lage ist für uns nicht bedrohlich, und auch hier gibt es viele Lichtblicke: Durch unsere »Sweezy«-Kehrmaschinen haben wir jetzt bei vielen Firmen einen Fuß in der Tür.
bauMAGAZIN: Auf der vergangenen Agritechnica haben Sie die »Sweezy E« vorgestellt, die speziell für den Anbau an elektrische Trägerfahrzeuge entwickelt wurde. Wie lange ging die Konzeptionszeit der Maschine?
Koopmann: (Lacht) 20 Jahre oder 25.
bauMAGAZIN: Damit habe ich nicht gerechnet.
Koopmann: Mein Vater hat schon sehr früh mit dem Gedanken einer elektrifizierten Kehrmaschine gespielt und herumexperimentiert. Aber zum einen war die Branche noch nicht reif dafür, zum anderen waren die benötigten Bauteile in der entsprechenden Preislage gar nicht verfügbar. Später haben wir eine E-Projektierung für einen Kunden von uns durchgeführt. Da hätte die elektrifizierte Kehrmaschine gegenüber einer hydraulischen 30 bis 35 Prozent mehr gekostet. Wir waren der Meinung, dass das zu teuer für den Markt ist, deswegen wurde das Projekt eingestellt. Die Initialzündung war dann schließlich die GaLaBau 2022. Da gab es viele Produkte im Handbetrieb, die mit Akkumotoren angetrieben wurden. Wir dachten uns, dass wir diese Motoren auf unsere Maschinen adaptieren könnten. In unserem Portfolio gab es schon eine Maschine, die für den elektrischen Antrieb über Akkus prädestiniert war. Das war dann die Geburtsstunde der »Sweezy E«.
bauMAGAZIN: Beinhaltet das Maschinenkonzept noch eine Basis des Prototyps Ihres Vaters?
Koopmann: Nein. Darüber hinaus wollen wir aber Synergien mit Produkten finden, die es schon gibt, wie in diesem Fall die verbauten Akkumotoren von »Ego«. Wir haben in der Vergangenheit schon mit der Hochschule in Osnabrück für ein Projekt zur Elektrifizierung einer Kehrmaschine zusammengearbeitet. Dort hätte man uns auch die richtige Technik entwickelt, aber das wäre halt nur Bema-Technik gewesen. Da fehlten jedoch die Stückzahlen und die Kompatibilität zu anderen Produkten. Unser jetziges Vorgehen ist sinnvoller. Manchmal muss man einfach auf den passenden Zeitpunkt warten.
bauMAGAZIN: Sehen das die Kunden ähnlich? Wie sieht es hier mit der Nachfrage aus?
Koopmann: Die Maschine ist noch recht neu, da müssen wir erst mal Klinken putzen. Und man sieht es ja auch beim E-Auto, es gibt immer noch viele Vorbehalte gegenüber elektrischen Geräten. Das dauert einfach seine Zeit, um die Leute zu überzeugen. Aber wir bleiben dran, wir dürfen nicht die Geduld verlieren. In diesem Jahr werden wir die Weltleitmessen Bauma und Agritechnica nicht nur dafür nutzen, unsere neuen Produkte vorzustellen, sondern auch, um neue Kooperationen und Komponenten zu finden, mit denen wir unser Konzept verbessern können.
bauMAGAZIN: Also haben die Messen trotz steigender Preise immer noch ihren Stellenwert?
Koopmann: Die Weltleitmessen ja. Eine Teilnahme wird jedes Mal wieder neu hinterfragt und bewertet, weil sie unwahrscheinlich teuer sind. Aber es sind immer noch wichtige Plattformen für das Netzwerken und zur Präsentation neuer Produkte.
bauMAGAZIN: Apropos neue Produkte: Auf der vergangenen GaLaBau haben Sie Ihre neue »QuadLine« vorgestellt, also Anbaugeräte, die an Quads angeschlossen werden können. Wen haben Sie dabei als Zielgruppe ins Auge gefasst?
Koopmann: Zum Beispiel Reiterhöfe. Wir haben die Prototypen mit einem Partner vor Ort, der schon lange im Quad-Geschäft tätig ist, entwickelt und erprobt. Hierzulande ist das noch nicht so verbreitet, aber im Ausland werden Quads in zahlreichen Branchen als Arbeitsgeräte eingesetzt. Anbaugeräte gab es schon ein paar, aber nicht für den professionellen Bereich. Die »Sweezy«-Kehrmaschine war dafür super geeignet, weil der Eigenantrieb Teil des Konzepts ist. Die einzige Herausforderung war die mangelnde Schnittstelle. Also haben wir eine definiert. Insgesamt umfasst die »QuadLine«-Produktpalette eine E-Kehrmaschine, einen Schiebebesen und ein Schneeschild. Abgesehen von der Landwirtschaft ist die »QuadLine« gut für Hausmeisterservices geeignet. Also überall, wo es kleine Wege gibt. In diesem Jahr gehen wir in die Vermarktung.
bauMAGAZIN: Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?
Koopmann: Sauber gemacht werden wird immer. Unsere Produkte sind deswegen auch in zehn Jahren immer noch aktuell. Was unsere internen Prozesse angeht, wird KI vermutlich eine große Rolle spielen, aber wie die aussieht, kann ich noch nicht sagen.
bauMAGAZIN: Wie sie eingangs schon erwähnten, die Zeit vergeht schnell. In 15 Jahren ist schon das 100-jährige Firmenbestehen erreicht.
Koopmann: Das müssen dann meine Nachfolger übernehmen (lacht). Ich werde das 100-jährige auf jeden Fall nicht mehr vorbereiten. Ich komme dann aber gerne zu Besuch. K.