Indeco Ind. S.p.A. Indeco: Italienischer Erfindergeist trifft auf weltweiten Tatendrang

Lesedauer: min | Bildquelle: Indeco
Von: Dan Windhorst

Seit fast 50 Jahren ist Indeco als Spezialist für Abbruchhämmer am Markt vertreten – und obwohl man meinen könnte, dass nach all den Jahrzehnten ein klein wenig Ruhe einkehrt, erweist sich das italienische Traditionsunternehmen als wahrer »Unruhepol«. Ein Blick auf die Firmenhistorie zeigt uns nämlich zwei Dinge: Zum einen setzt Indeco auf Expansion – mittlerweile hat der Hersteller weltweit Zugriff auf ein engmaschiges Netz aus Vertriebs- und Servicepartnern. Zum anderen greift Indeco mit Vorliebe in die hauseigene Entwicklerschublade: Erklärte Zielsetzung ist es, neue Lösungen zu entwickeln, gleichzeitig aber auch bestehende Produktlinien zu hinterfragen, um sie den veränderten Marktanforderungen anzupassen. Die Philosophie ist zwar, seine traditionellen Werte zu kennen, sie zu wahren und zu respektieren, sich aber eben nicht in »gemachte Nester« zu setzen oder sich darauf auszuruhen.

Zu Hause ist Indeco in Bari, einer italienischen Hafenstadt, die unmittelbar an der Adria gelegen ist und zugleich die Hauptstadt der süditalienischen Apulien-Region darstellt. Und ein Blick auf die direkt am Wasser gelegene Basilika »San Nicola« befördert aus deutscher Sicht sowohl Neid als auch gehöriges Fernweh. Gegründet wurde Indeco im Jahr 1976 von Mauro Vitulano, Luigi Santoro und Marcello Carabellese – und genau diese Namen finden sich noch heute in der Firmenstruktur. Geprägt war diese Zeit von der Zielsetzung, die Nähe zum Anwender zu suchen, gleichzeitig aber auch internationale Märkte zu erschließen. Gelungen ist das Indeco zu Beginn im Ersatzteilbereich für Abbruchhämmer. Mit der Entwicklung des ersten Prototyps ihres hydraulischen Abbruchhammers »HB 27« gelang ihnen 1980 dann ein erstes Meisterstück.

Im Eden Park in Auckland nutzte das Abbruchunternehmen zahlreiche Indeco-Geräte,  darunter zwei Hämmer der »HP«-Serie, zwei Scheren des Typs »ISS«, drei Greifer »Multi Grab IMG«  und drei »IMP«-Multifunktionsgeräte in verschiedenen Konfigurationen.

Fokus auf Leistung und Vielfalt

Schon damals galt: Produktivität, Leistungskraft, Lebensdauer und Wartungsfreundlichkeit müssen im Abbruchsektor im Mittelpunkt stehen. Ein wichtiger Meilenstein stellte der 1986 vorgestellte »intelligente« Hammer dar, der dazu in der Lage ist, die Häufigkeit und Kraft seiner Schläge mit Blick auf den Härtegrad des Gesteins zu modulieren. Auf diese Weise entstand damals die »MES«-Serie, die zu Recht als »weitergedachtes« Abbruchgerät am Markt gelobt wurde. In den Folgejahren begegnete Indeco einer Abbruchbranche, die immer stärker auf spezialisierte Lösungen setzt, was den Hersteller dazu veranlasste, seine bestehenden Hammerlösungen zu verbessern und das Portfolio um neue Ausrüstung zu erweitern. Ein Sinnbild dafür stellt beispielsweise die »HP-High Performance«-Baureihe aus dem Jahr 2004 dar, eine Hammerserie, die speziell für die damaligen Marktbedürfnisse entwickelt wurde. Neben einem überarbeiteten Design ­setzten die Indeco-Ingenieure auf weit widerstandsfähigeres Material sowie reduzierte Geräuschemissionen. Damals hatte der Markt bereits Zugriff auf insgesamt 23 Indeco-Modelle, die für etwa 50 verschiedene Kombination konzipiert worden waren. Nur vier Jahre später gelang Indeco dann ein Weltrekord: Mit dem Hammer des Typs »HP 18000« hatten die Italiener den weltweit größten Hydraulik-Abbruchhammer gebaut – außergewöhnlich aufgrund seiner Abmessungen, aber auch Leistungsdaten. Genutzt wurde der Hammer vorrangig für das Arbeiten in Steinbrüchen sowie der Bearbeitung von besonders hartem Gestein. Mit einer Höhe von 4,6 m und einem stolzen Gewicht von insgesamt 11,1 t war der »HP 18000« dazu in der Lage, eine »Zerstörungskraft« zu entwickeln, die laut Indeco nicht einmal im Ansatz mit anderen damals auf dem Markt erhältlichen Abbruchhämmern vergleichbar war.

Der »HP 5000«-Abbruchhammer überzeugt mit seiner hohen Leistungskraft sowie Robustheit und Zuverlässigkeit.

Sortimentserweiterung

In der Zwischenzeit setzte Indeco allerdings nicht mehr nur auf seine Abbruchhämmer: Seit dem Jahrtausendwechsel hatte der italienische Hersteller auch multifunktionale Greifer in seinem Sortiment – heute bekannt als »IMP«–Serie. Die Hoffnung war, Abbruch und Recycling gleichermaßen mit Geräten zu bedienen, die vielfältige Anwendungsanforderungen erfüllen. Erzielt wurde das beispielsweise durch die Austauschbarkeit der Backen für Pulverisierer, Combi-Cutter und Scheren. Im Jahr 2003, so Indeco, waren mit der »IFP«- sowie der »IRP«-Baureihe dann auch feste und rotierende hydraulische Pulverisierer an der Reihe. Die erstgenannte Serie wurde für den Sekundärabbruch von Materialien und Stahlbetonkonstruktionen sowie für das Recycling durch Trennung von Bewehrungsstäben entwickelt. Die zweite Serie (»IRP«) hingegen erwies sich als Spezialist für den Primärabbruch von Gebäuden, vertikalen Strukturen und Deckenteilen. Wenig später folgte außerdem der Markteintritt von hydraulischen Verdichtern der »ICH«-Serie, welche fortan in den US-amerikanischen Werken von Indeco gefertigt wurden. Auch in den darauffolgenden Jahren blieb sich der Hersteller seinem Entwicklungseifer treu und brachte mit »ISS« seine ersten hydraulischen Scheren sowie mit »IBS Boom System« neue Positionierarme mit stationärem Aufstellungsort auf den Markt. Gleichwohl war Indeco aber auch daran interessiert, bereits bewährte Technik an neue Marktanforderungen anzupassen. Sinnbildlich dafür steht die Weiterentwicklung der Abbruch- und Sortiergreifer der »IMG«-Serie – das Ergebnis waren fünf verschiedene Versionen austauschbarer Backen für Sieb-, Abbruch-, Materialhandling- und Ladegreifer. Im Jahr 2019 hatten dann die hydraulischen Forstmulcher der »IMH«-Serie ihren Auftritt, was mit leistungsstarken Werkzeugen einherging, die ebenfalls aus den US-Werken in Connecticut und New Hampshire stammten. Erklärtes Ziel war es, Bagger und Kompaktlader in effektive Landgewinnungs- und Rodungsmaschinen zu verwandeln.

Neue Wege: »Indeconnect«

Das Jahr 2022 markierte einen weiteren wichtigen Meilenstein: Indeco zählte laut eigener Aussage zu den ersten Herstellern von Anbaugeräten, die sich ausgiebig mit der digitalen Transformation und dem Einsatz von 4.0-Technik befassten – das Ergebnis war das Fernüberwachungssystem »Indeconnect«. Über ein Gerät, das an verschiedenen Anbaugeräten angebracht wurde und mittels 4G-Technologie für drahtlose Verbindungen mit dem Netzwerk sowie einer Cloud-basierten Webplattform sorgte, war nun der Fernzugriff mittels mobiler Geräte möglich. Per App lassen sich alle wichtigen Daten abrufen, etwa um die Betriebsstunden, die Arbeitsposition, die Temperaturen oder auch GPS-Koordinaten im Blick zu behalten. Zum einen lässt sich mit einem solchen System die Produktivität überwachen, zum anderen erhöht sich die Sicherheit, da Wartungsarbeiten vorhersehbarer und damit planbarer werden – und auch die Verwaltung von Mietgeräten vereinfacht sich. Im vergangenen Jahr hat Indeco darüber hinaus das Multifunktionsgerät »IMP« hinzugefügt. Dabei handelt es sich um »Car Dismantler«-Backen, die so konzipiert wurden, dass sich Schneid-, Trenn- und Materialhandlingsvorgänge etwa bei der Verschrottung von Fahrzeugen kombinieren lassen.


Ein Stand der Dinge

Abseits der vielen Produktneuheiten und -weiterentwicklungen investierte Indeco allerdings auch in sein Vertriebsnetz und Partnerschaften. Das Unternehmen greift heute auf Vertriebs- und Serviceschnittstellen in weiten Teilen Europas zurück – gerade in Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal und Großbritannien. Allein in Italien hält Indeco eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von rund 20 Prozent. Viel Aufmerksamkeit wurde gleichzeitig dem nordamerikanischen Markt gewidmet: Bereits seit 1990 ist man dort mit Indeco Nord America vertreten – diese wichtige Tochtergesellschaft mit Hauptsitz in Connecticut befasst sich mit dem Verkauf sowie Kundendienst von Indeco-Lösungen in den USA, Kanada und Mittelamerika. Das Vertriebs- und Kundendienstnetz besteht aus über 

50 Händlern und fünf weiteren Service- und Kundendienstzentren. Heute ist Indeco außerdem in Australien, Osteuropa, Mexiko, Brasilien und China vertreten – über etablierte Handelspartner deckt der Hersteller überdies den Zugriff auf den indischen, südamerikanischen und afrikanischen Markt ab. »Die Strategie, sich Schritt für Schritt auf die Kapillarität und Effizienz des Vertriebsnetzes zu konzentrieren, hat es unserer Gruppe ermöglicht, ihre Führungsposition auf weltweiter Ebene auszubauen und zu einem der wichtigsten Player im Sektor der Erdbewegungsmaschinen und -geräte zu werden«, wie Mitgründer Mauro Vitulano einst erklärte. »Diese Strategie hat es darüber hinaus unserem Unternehmen ermöglicht, schnell auf die Bedürfnisse eines inzwischen globalen Marktes zu reagieren. Ausgehend von diesem Bewusstsein ist es uns gelungen, uns mit unseren Produkten auf den größten internationalen Märkten zu etablieren.« Zur Wahrheit gehört außerdem, dass Indeco bis heute ein Familienunternehmen geblieben ist – in heutigen Zeiten stellt das gerade in dieser Branche mittlerweile eine große Seltenheit dar. Viele Hersteller von Hydraulikausrüstung für Erdbewegung, Abbruch und Recycling sind heute Teil großer europäischer sowie japanischer multinationaler Konzerne.d

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