In München konnte man sich »krantechnisch« schlichtweg nicht satt sehen: Liebherr hatte eine Vielzahl an Exponaten im Gepäck, stellte gleichzeitig aber auch zahlreiche digitale Tools vor. Die Projektabteilung »Tower Crane Solutions« hat hierfür gute Beispiele aufgeführt: Sie bietet Lösungen für Groß- und Sonderprojekte sowie für Sonderanwendungen. Dazu zählen insbesondere Einsätze von Liebherr-Turmdrehkranen in Minen und im Bergbau, in Schiffswerften sowie im Kraftwerks- und Anlagenbau. Die digitale, CAD-gestützte Baustellenplanung vernetzt unterschiedliche Kompetenzbereiche für die optimale Lösungsfindung, wie Konstruktion, Statik, Produktion, Verkauf, Vermietung und Service. Ein internationales Trainingsangebot macht die Teilnehmenden fit für die Arbeit mit ihrem neuen Gerät. Angeboten wird eine Kombination aus digitalen Lernlösungen und dezentralen Trainings vor Ort. Mehr als 30 Trainer sind für die Schulungen an den Liebherr-Turmdrehkranen im Einsatz.
Zentraler Datenzugriff
Die Plattform »MyLiebherr« hingegen bietet einen zentralen Zugriff auf verschiedene Anwendungen wie den Ersatzteilkatalog, digitale Preislisten und den »Tower Cranes«-Shop inklusive der Verfügbarkeiten von Ersatzteilen. Auch das »Tower Crane«-Portal mit allen relevanten Dokumentationen ist über die Plattform »MyLiebherr« erreichbar. Neben Betriebsanleitungen und Schaltplänen sind dort auch Serviceinformationen, technische Informationen und Produktpräsentationen auf einen Klick verfügbar. Detailliertere Informationen zu den einzelnen Kranmodellen wie Ersatzteillisten und Konformitätserklärungen sind ebenso digital einfach abrufbar. Mit »Liebherr Connect« ist der Zugang zu Maschinen- und Prozessdaten einfach möglich. Die intelligente Maschinenvernetzung schafft einen unkomplizierten Zugang zu digitalen Lösungen und Services und einen effizienten Datenaustausch. Für die Liebherr-Turmdrehkrane können Services wie eine übergreifende Planung, effizientes Ausführen und eine treffsichere Analyse der Daten genutzt werden.
»Crane Finder« – neue Features
Den richtigen Kran für einen bevorstehenden Hub finden und optimal rüsten – dabei soll nach Ansicht von Liebherr der »Crane Finder« helfen. Durch die schnelle und einfache Eingabe von wenigen Daten wie Last, benötigter Höhe und gewünschter Ausladung gibt der »Crane Finder« eine ganze Reihe von möglichen Geräten aus. Dabei bevorzugt die Anwendung den kleinstmöglichen Kran mit niedrigster Konfiguration und schlägt als Erstes die eigenen Krantypen vor, die vom Kunden über »MyLiebherr« registriert wurden. Eine neue Funktion des »Crane Finders« bietet nun die Möglichkeit, die Kranauswahl noch genauer auf den Einsatz abzustimmen: Weiß der Kranfahrer beispielsweise, dass der Einsatzort beengt ist, kann er eine kleine Abstützung wählen. Neu ist auch das Einfrieren von ausgewählten Eingaben. So bleibt beispielsweise die kleine Abstützung erhalten, selbst wenn andere Parameter verändert werden. Auch mit Blick auf das Kranportfolio gibt es ein Update: Seit Ende der Bauma können User ihre Einsätze im »Crane Finder« mit Liebherr-Mobilbaukranen (MK) planen. Der »Finder« ist kostenlos und für alle Liebherr-Mobil- und -Raupenkrane verfügbar.
»LR 1300«: Unplugged-Version
Abseits von digitalen Tools und neuen Servicelösungen hat Liebherr natürlich auch tonnenschweren Stahl vorgestellt. Ein Highlight, das der Redaktion direkt ins Auge fiel, war der Raupenkran »LR 1300«, der laut Liebherr in diesem Jahr sein 18-jähriges Jubiläum feiern durfte. Zur Bauma stellte die Firmengruppe das 300-t-Modell aber erstmals als batteriebetriebene Unplugged-Version mit den Vorteilen von »Zero Emission« vor. Durch das Derrick-Ballastsystem wird das Anwendungsspektrum des neuen Krans deutlich erweitert. Eine Vielzahl an digitalen Assistenzsystemen und Bodendruck-Reduktionsplatten soll hierbei für höchstmögliche Sicherheit im Betrieb sorgen. Der »LR 1300.2 SX unplugged« wird von einem 438 kW starken Elektromotor angetrieben und kann dank einer 392-kWh-Batterie je nach Anwendung bis zu 13 Stunden ohne Stromnetzanschluss, also unplugged, betrieben werden. In Abhängigkeit von der verfügbaren Infrastruktur auf der Baustelle dauert der vollständige Ladevorgang der Batterie 4,5 bis 8,5 Stunden. Der Kranbetrieb kann währenddessen wie gewohnt fortgesetzt werden. Ob ein- oder ausgesteckt, die Leistung und das Anwendungsspektrum bleiben unverändert. Ein herausragendes Merkmal der Unplugged-Modelle ist »Zero Emission«. Sie verursachen laut Liebherr-Experten keine Abgase und sind sehr leise. Damit treffen sie vor allem in lärmempfindlichen und urbanen Regionen den richtigen Ton und finden Anklang bei Baustellenpersonal und Anwohnern. Für besonders schwere Hebeeinsätze und lange Auslegerkombinationen können die Traglasten des »LR 1300.2 SX unplugged« durch die Derrickausrüstung verbessert und das Anwendungsspektrum erweitert werden. Eine Feinabstufung des Schwebeballastes ist ohne Hilfskran möglich. Der neue Raupenkran kann mit sieben verschiedenen Auslegerkonfigurationen bis zu einer maximalen Auslegerlänge von 169 m ausgerüstet werden. Auf der Bauma war der »LR 1300.2 SX« mit einem 20-m-Haupt- und einem verstellbaren 20-m-Nadelausleger zu sehen.
Mobilkran mit neuer Steuerung
Zweifelsohne spielten in München auch die Mobilkrane eine tragende Rolle. Mit dem »LTM 1150-5.4« stellte Liebherr beispielsweise die neuste Generation des 150-Tonners vor. Zur Erklärung: Im Zuge der Einführung der neuen Steuerung »Liccon3« wurde der bewährte »LTM 1150-5.3« nunmehr weiterentwickelt. Der neue Fünfachser glänzt laut Liebherr aber nicht nur mit seiner Technik, sondern auch mit verändertem Krandesign. Darüber hinaus erhielt der »LTM 1150-5.4« neue Fahrerassistenzsysteme zur Erhöhung der Fahrsicherheit im Straßenverkehr. Begutachten konnte die bauMAGAZIN-Redaktion den »LTM 1150-5.4« direkt am Liebherr-Stand.
Die Kransteuerung »Liccon3«
Mit der inzwischen dritten Generation der »Liccon«-Steuerung (steht für Liebherr Computed Control) möchte der Hersteller bewährte Bedienkonzepte auf ein neues technologisches Niveau heben – komplett neue Software und Programmiersprache, schnellerer Datenbus, deutlich mehr Speicherplatz sowie höhere Rechnerleistung. Für Kranfahrer bleibt die Umstellung kinderleicht: Das vertraute Bedienkonzept sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert, sodass der Wechsel zur neuen Steuerung nahtlos gelingen soll.
Bewährte Hardware-Komponenten wie beispielsweise die mobile Bedien- und Anzeigeeinheit »BTT« wurden übernommen. Durch die Touch-Funktion auf dem neuen großen Display in der Oberwagenkabine ist die Bedienbarkeit nun noch einfacher und komfortabler. Die Darstellung der Anzeigen wurde überarbeitet und vereinfacht.
»Ein echter Alleskönner«
Mit seinem 66 m langen Teleskopausleger reiht sich der 150-Tonner in die Liga der 200-t-Klasse ein und überzeugt laut Aussage des Herstellers mit »herausragenden Tragkräften, sowohl in steiler Stellung als auch bei großer Ausladung«. Bei maximal ausgefahrenem Teleskopausleger hebt der »LTM 1150-5.4«noch 9,1 t. Damit soll er optimal für die Montage von Turmdrehkranen und Funkmasten geeignet sein. Auf der Baustelle ist der wirtschaftliche Fünfachs-Mobilkran sofort einsatzbereit, denn bei 60 t Gesamtgewicht führt er bereits 9 t Ballast mit. Damit kann er viele Jobs erledigen, ohne dass zusätzliche Fahrzeuge für den Transport von Ballast eingesetzt werden müssen.d