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Karlsruher Messe- und Kongress GmbH RATL 2025: »Mitmach-Messe« öffnet ihre Tore

Lesedauer: min | Bildquelle: Karlsruher Messe
Von: Dan Windhorst

Zwischen Ausstellerfläche, Musterbaustelle und Live-Demo-Arena – die RecyclingAktiv & TiefbauLive (RATL) in Karlsruhe gilt als praxisnahe »Mitmach-Messe« und öffnet vom 9. bis 11. Oktober erneut ihre Tore. Zu erwarten sind, Stand heute, rund 250 Aussteller, die sich mit neuen und weiterentwickelten Lösungen für Abbruch, Recycling und Tiefbau zeigen. Das bauMAGAZIN wird vor Ort sein und sich explizit mit den wichtigsten Highlights auseinandersetzen. Gleichzeitig, und auch das gehört bei der RATL mittlerweile zum guten Ton, stellt die Messe in Karlsruhe einen Treffpunkt der Branche dar: Es wird auf Augenhöhe diskutiert – und das nicht selten direkt an der Maschine und den Geräten.

Was der RATL gelingt, ist das thematische Zusammenspiel zwischen Bau- und Recyclingwirtschaft – nicht zuletzt auch deshalb, weil beide Segmente aufgrund der immer nachhaltiger agierenden Baubranche und höherer Aufbereitungsstandards immer stärker ineinandergreifen. Gleichzeitig dürfte die Messe vom spürbaren Aufschwung der Branche profitieren: Die neue Bundesregierung hat mit ihrem geplanten Sondervermögen wichtige Impulse gegeben und dürfte insbesondere im Infrastruktursektor für prall gefüllte Auftragsbücher sorgen. Und ­obwohl man meinen könnte, dass die RATL in diesem Jahr im Schatten der Bauma steht, haben sich viele Aussteller ganz bewusst dazu entschlossen, auch in Karlsruhe aufzuschlagen. Der Grund: Statt im Glanze einer überreizten Weltleitmesse »unterzugehen«, bietet die RATL die Gelegenheit, inhaltlich in die Tiefe zu gehen.

Von Kanal- bis Gleisbau

Als Heimspiel erweist sich die RATL vor allem für den klassischen Tiefbau: Aufbieten kann die Messe hier Aussteller, die mit einem breitgefächerten Portfolio anreisen. Hierbei dreht sich alles um leistungsstarke Maschinen, digitale Tools sowie effizientes Werkzeug, um Arbeitsprozesse noch produktiver zu gestalten. Ein Highlight stellt die Anbaugeräte-Arena dar: Die Fachbesucher erhalten einen umfangreichen Überblick und können die einzelnen Tools direkt im Einsatz erleben – praxisnah und unter möglichst realistischen Einsatzbedingungen. Im Tiefbau wird die RATL allerdings auch auf Prozesse im Gleisbau eingehen und hierfür erstmals eine Musterbaustelle nutzen. Geschuldet ist das nicht zuletzt den milliardenschweren Investitionen in das deutsche Schienennetz. »Wir zeigen mit einem Zweiwegebagger klassische Schotter- und Schwellenarbeiten direkt im Gleisbett. Parallel dazu präsentieren wir typische Tiefbauarbeiten neben dem Gleis wie die Rohrverlegung, das Anlegen von Mastfundamenten oder die Hangsicherung«, wie Projektleiterin Olivia Hogenmüller von der Messe Karlsruhe berichtet.

Die RATL ist gerade im Live-Bereich stark: Die Fachbesucher erleben die unterschiedlichsten Maschinen im realistischen Einsatz – hier ein Schreitbagger mit verschiedenen Anbaugeräten.

Für Abbruchspezialisten

In den Mittelpunkt möchte der Messeveranstalter allerdings auch das Abbruchsegment stellen. Der Bedarf an Rückbauarbeiten ist gewaltig – nicht zuletzt deshalb, weil viele marode Straßen, Brücken und Schienen in den kommenden Jahren saniert bzw. neugebaut werden müssen. Hier sollen Aussteller den Stand der Technik aufzeigen und Lösungen vorstellen, die das Arbeiten effizienter, präziser, aber eben auch nachhaltiger machen. Einher geht das mit der Tatsache, dass bei all den gut gefüllten Abbruch-Auftragsbüchern die Deponiekapazitäten geschont werden müssen. Gleichzeitig steigen die Primärrohstoff-Preise, weshalb die mineralische Aufbereitung von Bauabfällen immer stärker in den Fokus rückt. Auf der RATL möchte man neben praxisnahen Prozessen im Abbruch den kompletten Kreislauf des Materials mit Lösungen für Aufbereitung und Entsorgung aufzeigen. Die RATL-Besucher sollen laut der Messe Karls­ruhe erfahren, wie aus mineralischen Reststoffen hochwertige RC-Baustoffe werden, etwa für Tragschichten, den Kanalbau oder als Betonzuschlag. »Genau hier«, so Olivia Hogenmüller weiter, »wird das Zusammenspiel aus Tiefbau und Recycling greifbar.« Ein Fokus liege darauf, Materialkreisläufe zu schließen. Somit stehe die Nachhaltigkeit per se im Mittelpunkt. »Unser Wissens­transfer passiert auf Musterbaustellen und Aktionsflächen. Im Bereich Digitalisierung zeigen wir zudem die vernetzte Baustelle auf – vom Vermessungssystem über Diagnosetools bis hin zur modern ausgestatteten Werkstatt.« Letzteres beinhaltet eine gemeinsam mit der Fricke-Gruppe initiierte Sonderschau, die den Titel »Live-Werkstatt ­powered by Granit Parts« tragen soll. »Uns ist wichtig, die Lösung nicht abstrakt oder in der Theorie darzustellen, sondern greifbare, nachhaltige sowie digitale Aspekte im Einsatz anschaulich zu machen«, wie Hogenmüller erläutert.

Gesamte Prozesse abbilden

Die Besuchenden erwartet ein überarbeitetes fokussiertes Showkonzept unter dem Thema »Abbruch und Aufbereitung mineralischer Bauabfälle«. Dreimal pro Tag wird erlebbar, wie reibungslos abgestimmte Systeme in der Kreislaufwirtschaft zusammenspielen. In der Anbaugeräte-Arena rückt die gesamte Prozesskette vom Abbruchmaterial zum wiederverwertbaren Baustoff in den Fokus: von der selektiven Rückbauarbeit bis hin zur nachhaltigen Aufbereitung mineralischer Bauabfälle. Zu den Teilnehmenden gehören Anbaugerätehersteller und -händler wie HS-Schoch, Dappen, NB Baumaschinen SkanCraft, MaC-Rock oder Seifert Maschinenbau. Das Herzstück der Arena sind leistungsstarke Abbruchbagger von Zeppelin Baumaschinen, Kiesel und JCB Deutschland – bestückt mit Schnellwechseltechnik von OilQuick.


Schwerpunkt auf Live-Demos

In den vergangenen Jahren punktete die RATL insbesondere mit einem breitgefächerten Live-Demo-Programm – und das soll sich auch zur neuen Auflage der Messe nicht ändern. Erklärte Zielsetzung ist es, Technik im Zusammenspiel zu erleben und konkrete Anwendungsprozesse aufzuzeigen, »so wie sie auf der echten Baustelle oder im Recyclingbetrieb tatsächlich eingesetzt wird«. Auf der RATL bekommen die Fachbesucher herstellerübergreifende Lösungen, echte Materialbewegung und realitätsnahe Baustellenprozesse zu Gesicht. »Wer das live vergleichen, testen und erleben kann, trifft am Ende einfach die bessere Entscheidung. Außerdem kann man bei einer Demo auf viele technische Details eingehen, was kaum in dieser Tiefe möglich ist, wenn eine Maschine rein statisch präsentiert wird. Um deren Besonderheiten zu erfassen, braucht es Zeit. Gerade weil die RATL in ihrer Dimension mit Kompaktheit besticht, lassen sich Details auch verinnerlichen«, so Olivia Hogenmüller abschließend.

Erwartungen sind hoch

Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich die RATL vieles vorgenommen hat. Fakt ist aber, dass sich das Messeformat als stabil erwiesen hat: Die Besucherzahlen sind gut und die Aussteller legen Wert darauf, vor Ort sichtbar zu sein. Inhaltlich wird die Messe in Karlsruhe eine kluge Ergänzung zur Bauma darstellen, indem sie mehr Ruhe bietet und Raum für Live-Demonstrationen und Fachgespräche lässt. Was der RATL seit Jahren gelingt, ist Ausgewogenheit: Die Messe kombiniert Abbruch, Recycling und Tiefbau, indem ganze Arbeitsprozesse abgebildet werden – viele Arbeitsweisen und Lösungsansätze greifen dabei ineinander. Letztlich bleibt abzuwarten, ob das hohe Niveau der zurückliegenden RATL gehalten werden kann und ob neue Themenbereiche, darunter Gleisbau-Baustelle und Live-Werkstatt, vom Fachpublikum angenommen werden. Das bauMAGAZIN wird in jedem Fall dabei sein und sich ein eigenes Bild davon machen.d

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