Stettin ist mit seinen knapp 400 000 Einwohnern nicht nur die siebtgrößte Stadt Polens, sondern gleichzeitig auch die größte Stadt des deutsch-polnischen Ballungsraums. Die dicht besiedelte, an der Oder liegende Stadt wird durch mehrere Arme des Flusses in verschiedene Teile getrennt, sodass sich einige Teile der Stadt auf Flussinseln befinden. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie anspruchsvoll das Projekt war, für das die Up-Telekom als Generalunternehmer verantwortlich zeichnete: Es ging um den Aufbau eines Verteilernetzes für Telekommunikation in Form eines Glasfaserstammkabels, das auf einer Trassenlänge von rund 11,2 km durch die sehr dicht bebauten Stadtteile Stettins führte. Um Stadtteile auf der rechten Seite der Oder mit dem Zentrum verbinden zu können, mussten drei innerstädtische Flussarme inklusive der Uferbereiche unterquert werden.
Erfolgreiches HDD-Verfahren trotzt Herausforderungen
Für die Umsetzung wurde das erfahrene Bau- und Ingenieursunternehmen Hydropex unter der Leitung von Tomasz Raczyński beauftragt, das seit sieben Jahren grabenlose Verfahren anwendet. Nicht nur die großen Längen der Unterquerungen stellten eine Herausforderung für das Unternehmen dar, auch die geologischen Bedingungen waren alles andere als einheitlich: In und um Stettin kommen oft sandhaltige und ganz sandige wie auch tonige Böden vor, teilweise sind diese auch mit einem Torfanteil versehen, zudem gibt es in einigen Bereichen auch Moränenböden. Die Umgebung der Baustellen bot weitere Herausforderungen: Die Arbeiten fanden stets innerhalb von dicht bebauten Wohngebieten, in unmittelbarer Nähe der Hafeninfrastruktur, teilweise bei laufender Wasserschifffahrt, im Bereich von kommunalen Straßen, in Uferbereichen und unter Gewässern statt, sodass mit vielen Unabwägbarkeiten zu rechnen war und gleichzeitig Eingriffe in die Oberfläche und Umgebung so gering wie möglich bleiben mussten.
Alle drei Bohrungen wurden mit dem steuerbaren horizontalen Spülbohrverfahren (HDD) ausgeführt, für das der »Grundodrill 28Nplus« von Tracto eingesetzt wurde. Jede Bohrung fand in zwei Phasen statt: Die erste Phase war jeweils die durch Ortung begleitete Pilotbohrung, die zu großen Teilen aus einem Boot heraus umgesetzt werden musste. Die zweite Phase bestand aus der Aufweitung des Bohrdurchschnitts mit dem gleichzeitigen Einzug der »HDPE200mm SDR11 RC«-Mantelrohre. Das HDD-Verfahren ist ein flexibles und effizientes Bohrverfahren, das für komplexe Trassenverläufen in den unterschiedlichsten Bodenbedingungen sicher anwendbar ist.
Große Zufriedenheit mit »Grundodrill 28N Plus«
Das Team aus sechs bis neun Mitarbeitern zieht ein positives Fazit zu den Arbeiten mit dem »Grundodrill 28N Plus«: Die Zug- und Vorschubkraft von 280 kN sowie die stufenlose Drehmomentregelung des Cummins-Tier-V-Motors hätten zu jeder Zeit für die passende Leistung gesorgt. Ebenso überzeugte die Aufzeichnung aller Bohrdaten, aus denen die Bediener wieder viele Erfahrungswerte gewinnen konnten, um z. B. mithilfe der Analyse bereits erledigter Abschnitte die Härte der Formation abzuschätzen. Die Automatisierung des gesamten Bohrvorgangs, vom vollautomatischen Gestängehandling bis hin zum Einschalten der Spülung, entlastete das Team zudem von körperlich sehr anstrengenden Arbeiten. Außerdem konnte sich der Bediener voll auf die eingestellten Parameter konzentrieren und sie während des Betriebs mit Potenziometern anpassen. Auch der Kraftstoffverbrauch von etwas über 9 l/h wurde für einen Sechszylindermotor mit einer Leistung von 300 PS als sehr sparsam empfunden. Angenehm sei auch die niedrige Geräuschemission der Maschine, die dafür sorgt, dass der Fahrer in der Kabine Gespräche von außen und wichtige Informationen hören kann.j