Auf einer Fläche von rund 6 000 m2 realisiert der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), Niederlassung Münster, aktuell den Ersatzneubau Institutsgruppe 1 für den Fachbereich Physik – ein Großprojekt mit komplexen baulichen Lösungen. Es entstehen drei Gebäude in zwei Baukörpern: ein fünfgeschossiges Hörsaal- und Seminargebäude, ein sechsgeschossiges Institutsgebäude sowie ein daran angeschlossenes dreigeschossiges Werkstattgebäude. Der Aushub der 14 m tiefen Baugrube erfolgte im Frühsommer 2023. Mit den Rohbauarbeiten für die Untergeschosse der ersten beiden Gebäudeteile hat die bauausführende Aug. Prien Bauunternehmung GmbH & Co. KG im September 2023 begonnen.
Alles andere als alltäglich
»Besonders mit Blick auf den Material- und Schalungseinsatz sucht der Ersatzneubau Physik tatsächlich seinesgleichen«, sagt Ulma-Vertriebsmitarbeiter Bernd Gielnik. In den Laboren sollen später Messungen im Nano-Bereich durchgeführt werden. Deswegen kommen außergewöhnlich viel massiver Beton und große Schalungsmengen zum Einsatz: 1 500 m² »CC-4«-Moduldeckenschalung, 2 500 m² der Wandschalung »Orma«, 675 Steigmeter an »T-60«-Gerüsttürmen, rund 10 km »V20«-Holzträger sowie 40 Abstützböcke. »Durch die überwiegende Erstellung sämtlicher Gebäudeteile in Ortbetonbauweise mussten zeitgleich stets hohe Schalungsmengen vorgehalten werden. Dies erforderte ein hohes Maß an Logistik- und Planungsleistung sowie eine intensive und kontinuierliche Abstimmung aller Baupartner«, so Ulma-Projektleiter Marc Littgen. Dass für den Neubau derart viel Ortbeton zum Einsatz kommt, liegt an der späteren Nutzung. Physikalische Experimente im Nano-Bereich können zuverlässig nur in möglichst schwingungsarmen Räumen durchgeführt werden. Dem Prinzip von Trägheit und Masse folgend, sind daher selbst kleine Wände in Ortbeton-Ausführung geplant, um externe Vibrationen, soweit es geht, zu vermeiden. Aus Gründen der Schwingungsresistenz werden die Laserlabore und Nanomikroskopie zudem in zwei Untergeschossen in bis zu 10 m Tiefe untergebracht. Hier gelten allein für die Decken besondere bautechnische Anforderungen. So wurden diese etwa aus Gründen des Strahlenschutzes teilweise aus besonders dichtem Barytbeton erstellt. Die flexibel einsetzbare Deckenschalung »Enkoflex« ermöglichte dabei unterschiedliche Höhen. Als Turmunterstellung zur Lastabtragung dienten die Traggerüste »T-60«. »Für einen Raum des Bauteils, der sich in einem noch einmal eigens vertieften Bereich 12 m unter der Erde befindet, wird zudem ein spezielles Trägheitsfundament mit Luftkissen erstellt. Dieser Raum ist komplett ferromagnetisch gelöst. Anstelle einer Bewehrung aus Betonstahl wird hier Glasfaserbewehrung verwendet«, geht Klaus Naschinski, Projektleiter Aug. Prien, ins Detail.
Enge Abstimmung
Herausfordernd war die Erstellung der Außenwände im Untergeschoss. Angesichts variierender Höhen verlangten diese eine hohe konstruktive Interaktion. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Aug. Prien und Ulma ließ sich die Gesamthöhe von rund 9,40 m bei teilweisen Höhenversprüngen von rund 1 m jedoch realisieren. Oberpolier Paulo dos Reis Silva lobt die Kommunikation: »Ulma hat im Vorfeld einen maßgeschneiderten Vorschlag vorgelegt, wie die unterschiedlich hohe Außenwand einhäuptig in zwei Abschnitten hergestellt werden kann. Während der Arbeiten mussten wir die Planung naturgemäß immer wieder anpassen. Dabei waren die Ulma-Mitarbeiter eine große Hilfe: Wir haben uns ideal ergänzt. Eine gute Kooperation ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der einzelnen Bauschritte.«d