Volvo CE Germany GmbH Zero EMISSION: POSSIBLE

Lesedauer: min | Bildquelle: Volvo CE
Von: Thomas Seibold

Für Volvo CE stellt die Transformation zu emissionsfreien Maschinenlösungen einen entscheidenden Faktor dar, um sowohl die Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit zu erfüllen als auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu stärken. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, war Anfang Juli auf dem Siemens Technology Campus in Erlangen zu bestaunen – und die bauMAGAZIN-Redaktion war mit dabei: Die weltweit erste Abbruchbaustelle mit vollelektrischen Baumaschinen und -geräten reduziert nicht nur die lokalen Emissionen erheblich. Eine besonders hohe Recyclingquote der Baumaterialien sorgt außerdem dafür, dass wertvolle Ressourcen im Kreislauf bleiben. Mit dabei beim Projekt sind Robert Aebi, Husqvarna CE und Metzner Recycling.

Im Juli 2023 gab Siemens die Gründung eines neuen Campus für Entwicklung und Hightech-Fertigung in Erlangen bekannt. Rund 500 Mio. Euro werden hier für den Ausbau von Forschungs- und Fertigungskapazitäten investiert. Damit soll der Standort zum weltweiten Forschungs- und Entwicklungszentrum werden. Der Ausbau folgt dabei einem umfassenden und zukunftsweisenden Nachhaltigkeits- und Energiekonzept. So wird das rund 200 000 m² große Areal konsequent nach einem Null-Emissionen-Standort ausgerichtet, der höchste Nachhaltigkeitskriterien erfüllen soll: Geplant sind u.a. eine innovative Energieinfrastruktur, grüne Energieversorgung in Partnerschaft mit der Stadt Erlangen und der umfassende Einsatz von nachhaltigen digitalen Gebäudetechniklösungen von Siemens. Realisiert wird der neue Campus in Erlangen von Siemens Real Estate, dem Immobilienunternehmen des Konzerns, gemeinsam mit Siemens Digital Industries.

Bereits beim Rückbau der bestehenden Gebäude beschreiten Bauherr Siemens Real Estate gemeinsam mit Metzner Recycling aus Frensdorf neue Wege: Gemeinsam mit Partnern wie Volvo CE, Volvo-Händler Robert Aebi, Husqvarna CE, Volvo Trucks, den Erlanger Stadtwerken und weiteren Dienstleistern wird der weltweit erste emissionsfreie Rückbau im industriellen Maßstab realisiert.

Strom vs. Diesel – elementare Unterschiede

Dem Vorhaben voraus gingen akribische Planungen und die Klärung grundsätzlicher Fragen: Woher kommt der Strom für diese rein elektrische Baustelle überhaupt und wie viel wird davon benötigt? ­Peter Bauer, Segment Leader bei Volvo CE, zeigte die Herausforderung dabei anschaulich auf: »Auf einer herkömmlichen Baustelle mit Dieselfahrzeugen ist der Verbrauch der Maschinen bekannt und daher abschätzbar: Da wird einfach ­eine ­Dieseltankstelle aufgebaut und zweimal in der Woche kommt der Tankwagen. Elektrische Maschinen benötigen jedoch unterschiedlich viel Strom und werden oft über Nacht geladen. Das erfordert nicht nur ein lokal ausreichend großes, sondern vor allem stabiles Netz.« Schnell war klar, dass ein nur größer ausgelegter Baustromverteiler nicht ausreicht. Stattdessen wurden eine 20-kV-Trafostation der Stadt sowie Schnellladesäulen installiert. Im Vergleich dazu wären ansonsten rund 24 000 l Diesel verbraucht und rund 70 t CO2 emittiert worden.

Projektpartner beim ersten vollelektrischen Rückbau (v. l. n. r.): Torsten Höppner, Siemens Digital Industries, Daniel Bechmann, Siemens Real Estate, Therese Schmitz-Hillebrecht, Volvo CE, Michael Metzner,Metzner Recycling, Peter Bauer, Volvo CE.

Angesichts der nicht gerade kleinen Aufgabe für die voll­elektrischen Baumaschinen und -geräte ist die Sicherstellung einer durchgängigen Stromversorgung verständlich: Es galt, innerhalb von drei Monaten zwei Gebäude mit einer Grundfläche von 3 300 qm² und einem Gebäudevolumen von 

ca. 24 700 m³ zu zerlegen und zu zerkleinern – Verzögerungen sind da nicht vorgesehen. Schließlich sollen aus dem rein elektrifizierten Abbruch rund 12 800 t mineralisches Recycling-Material gewonnen werden, die beim Neubau direkt vor Ort wiederverwendet werden. Insgesamt haben die rückgebauten Gebäude eine rund 96-prozentige Wiederverwertung aller anfallenden Materialien zum Ziel – beispielsweise als Unterbau bei Bodenplatten, als Zuschlagstoff zum Beton oder als Doppelbodenplatten, die vom Hersteller wieder zurückgenommen und aufgearbeitet werden. Auf diese Weise lässt sich das Material zurück in den Kreislauf bringen.

»Wir haben uns als Unternehmen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt und wollen bis 2030 klimaneutral sein«, sagt Daniel Bechmann von Siemens Real Estate und General Manager des Bauprojekts. »Bei unseren Neubauprojekten sind wir bereits weitestgehend CO2-neutral im Betrieb. Daher war es für uns eine tolle Gelegenheit, gemeinsam mit unseren kompetenten Rückbaupartnern einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduzierung auf einer Großbaustelle umzusetzen«, so Bechmann.

Der 20-t-Radlader Volvo »L120 Electric« übergibt das aufbereitete Abbruchmaterial  an einen Volvo-Truck vom Typ  »FE Electric 6x2« mit Abrollkipper.

Leuchtturmprojekt für die Bauwirtschaft

Gemeinsam mit Volvo CE hat das Unternehmen Metzner Recycling einen kompletten Baustellenprozess vollelektrisch und nahezu emissionsfrei umgesetzt – inklusive Logistik, Recycling und Maschinenkombination. Was zunächst wie ein Pilotprojekt erscheint, ist in Wirklichkeit ein praxisnaher Feldversuch – basierend auf konkreten Anforderungen, realen Rahmenbedingungen und messbaren Ergebnissen. So kam der vollelektrische Maschinenpark von Volvo, ergänzt durch emissionsfreie Lkw, bei laufendem Abbruchbetrieb zum Einsatz. Alle Abläufe wurden so organisiert, dass Baureste direkt auf der Baustelle fachgerecht recycelt und als Rohstoffe für Folgeprojekte vorbereitet wurden. Das Ziel: Emissionen reduzieren, Transporte vermeiden, Ressourcen effizient nutzen. 

Elektrische Maschinen in jeder Projektphase

Der durchgängige Einsatz elektrischer Maschinen erstreckte sich über sämtliche Phasen des Projekts – von der selektiven Entkernung und Schadstoffsanierung bis zum vollständigen Abbruch. Innerhalb der Gebäude kamen der vollelektrische Volvo »ECR18«-Kompaktbagger sowie der Volvo »L20 Electric«-Radlader zum Einsatz: Der »ECR18« übernahm das präzise Aufbrechen und Abschlagen von Beton- und Mauerwerk – unterstützt durch die Abbruchroboter »DXR145« und »DXR305« in Verbindung mit den Luftreinigern »A 100« von Husqvarna CE, während der »L20 Electric« das ausgebrochene Material aus dem Gebäude transportierte. Das vor Ort direkt mitzuerleben, stellte auch für die bauMAGAZIN-Redaktion eine interessante Erfahrung dar: Denn gerade im Innenbereich waren außer reinen Abbruchgeräuschen natürlich keine Motoren zu hören und keine Abgase vorhanden. Für den großvolumigen Gebäuderückbau von außen sorgten der Volvo-Umschlagbagger »EW240 Electric MH« sowie der ­Raupenbagger »EC230 Electric«, die den eigentlichen Abbruch übernahmen. Der »L120 Electric Radlader« bewegte das gebrochene Material anschließend zum kettenmobilen elektrischen Brecher »Mobirex MR 100 Neo« von Kleemann. Unterstützt wurde der gesamte Prozess durch eine elektrifizierte Logistik. Volvo- Trucks transportierten das aufbereitete Material ab und demonstrierten, dass emissionsfreier Materialfluss im innerstädtischen Umfeld bereits heute machbar ist. 


Volvo CE treibt Elektrifizierung konsequent voran 

Für Volvo CE ist dieses Projekt ein weiterer Baustein in der konsequenten Umstellung auf emissionsfreie Maschinenlösungen. »Unsere Transformation ist keine Vision mehr, sondern Realität«, sagt Therese Schmitz-Hillebrecht, Head of Market Area Central Europe bei Volvo CE. »Wir entwickeln nicht nur elektrische Baumaschinen – wir begleiten unsere Partner auf dem Weg in eine emissionsfreie Zukunft. Dass ein Unternehmen wie Metzner den Mut zeigt, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen, ist ein starkes Zeichen.«

»Ohne das enge Zusammenspiel aller Beteiligten wäre dieses Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen«, sagt auch Peter Bauer. »Metzner hat den Mut gezeigt, neue Wege zu gehen – und Volvo konnte gemeinsam mit Partnern zeigen, welches Potenzial heute schon im elektrischen Bauen steckt.« Die Offenheit seitens Siemens Real 

Estate während der Projektvorbereitung habe ebenfalls zum Erfolg beigetragen. Die Baustelle diente dabei nicht nur als technisches Versuchsfeld, sondern als echtes Lernumfeld: Alle Beteiligten – von Maschinenfahrern über Planer bis zur Logistik – konnten sich im sicheren Rahmen mit der neuen Technik und den Anforderungen vollelektrischer Baustellen vertraut machen. Metzner Recycling hat im Laufe der Jahre ein tiefes Verständnis für die steigenden Anforderungen seiner Kundschaft entwickelt – insbesondere im Hinblick auf Sicherheit, Gesundheitsschutz und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Bauherren sehen sich zunehmend in der Verantwortung, CO₂-Emissionen zu reduzieren, Abfall zu vermeiden und Ressourcen im Stoffkreislauf zu halten.

Ein neuer Standard im industriellen Rückbau

Metzner begegnet diesen Anforderungen mit langjährig etablierten Verfahren zur Wiederverwendung von Bauteilen sowie zur sortenreinen Trennung mineralischer Materialien bereits im Rückbauprozess vor Ort. »Dass wir nun den ersten großen Schritt zur vollelektrischen und damit emissionsarmen Rückbaubaustelle als technischen Standard geschafft haben, ist für uns – das Team Metzner – und unsere Bauherren ein riesiger Erfolg«, sagt Michael Metzner, Geschäftsführer des Unternehmens. Damit reagiert Metzner nicht nur auf technische und ökologische Herausforderungen, sondern setzt ein deutliches Zeichen für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft im Sinne der Ressourcenschonung, Emissionsvermeidung und zirkulären Wertschöpfung. Husqvarna Construction trägt mit seinem Wissen über Abbruchroboter und Staubmanagementgeräten dazu bei, den Weg zu CO2-armen Baustellen zu ebnen. »Dieser vollständig elektrisch betriebene Rückbau beweist die Machbarkeit von Baustellen mit Null-Emissionen. Die Erkenntnisse, die wir daraus ziehen können, sind für alle Beteiligten wertvoll, von politischen Entscheidungsträgern über Kunden aus der Bauindustrie bis hin zu Projekteignern und Maschinenbetreibern. Wenn wir uns mit führenden Unternehmen der Branche zusammentun, können wir den Wandel gemeinsam vorantreiben«, so ­Mathias Pfitzenmeier, VP Sales & Services Deutschland, Husqvarna Construction. Das Projekt beweist eindrucksvoll: Nachhaltiges Bauen ist möglich – wenn Technik, Planung und Teamgeist aufeinandertreffen. Metzner und Volvo blicken gemeinsam mit ihrem Partnernetzwerk gespannt auf die nächsten Schritte und sind überzeugt: Der Weg zur emissionsfreien Baustelle beginnt genau hier.s

 

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