Die Veranstaltung war nicht nur geprägt von einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Produkts, sondern auch von der Pionierarbeit des heutigen CEO Steve Brass hierzulande. Im Jahr 1995 übernahm er als gebürtiger Brite die Leitung der Zweigniederlassung Deutschland. Sein Auftrag: das damals noch unbekannte Produkt zu vermarkten. An dieser Stelle lohnt sich ein Rückblick auf dessen Entstehungsgeschichte. Denn Fehlschläge kommen darin zwar vor, werden aber laut Steve Brass nicht als solche angesehen: »Wenn bei der WD-40 Company etwas schiefgeht, nennen wir das nicht ›Fehler‹, sondern ›Learning Moment‹ (Lernmoment).«
Versuch macht klug
Dieser Einstellung geht die Einsicht voraus, dass in den seltensten Fällen etwas wirklich auf den ersten Versuch gelingt. Thomas Alva Edison musste bis zur Entwicklung der Glühlampe zur Marktreife angeblich bis zu 9 000 »Learning Moments« verkraften. Ähnlich ging es der Rocket Chemical Company, die im Jahr 1953 den Auftrag zur Entwicklung einer Formel zur Wasserverdrängung und zum Rost- sowie Korrosionsschutz u.a. für die Raumfahrtindustrie erhielt. Im Gegensatz zur Glühbirne wurde das Ziel hier bereits beim 40. Versuch erreicht. Die erfolgreiche Rezeptur »Water Displacement, 40th formula« war dann auch zugleich Namensgeber für das heutige »WD-40«-Multifunktionsprodukt. Dessen Beitrag zur modernen Raumfahrt wird übrigens nach wie vor unterschätzt, wie Steve Brass launig erläuterte: »Unser Produkt wurde schließlich dafür eingesetzt, die Atlas-Rakete, die u. a. zum Mond flog, vor Rost zu schützen. Oder kurz gesagt: ohne ›WD-40‹ kein Mann auf dem Mond!«
Vielseitig einsetzbar
Ursprünglich war das Produkt zwar nur für diesen Einsatzzweck konzipiert worden. Als jedoch die Mitarbeiter der Rocket Chemical Company das Mittel immer öfters mit nach Hause mitnahmen und für andere Zwecke einsetzten, wurden nach und nach weitere Anwendungsmöglichkeiten entdeckt. 1958 begann der Firmengründer Norm Larsen schließlich, es in Aerosoldosen abzufüllen. Verkauft haben es die Mitarbeiter laut Steve Brass anschließend »aus den Kofferräumen ihrer Autos heraus – und zwar 45 Stück pro Tag, weil nicht mehr reinpassten«. 1961 erfolgte anlässlich des Hurrikans Carla eine größere Bewährungsprobe: »WD-40« wurde zur Instandsetzung der durch Hochwasser und Regen beschädigten Fahrzeuge und Geräte verwendet. Spätestens ab da war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. 1969 wurde das Unternehmen schließlich konsequenterweise in die »WD-40 Company« umbenannt. 1973 folgte ein mutiger Schritt: Mit nur einem einzigen Produkt im Portfolio ging es – erfolgreich – an die Börse.
Erfolgreich in der DACH-Region
Nach eigenen Erhebungen befanden sich 1993 in vier von fünf amerikanischen Haushalten eine oder mehrere »WD-40«-Dosen. Der Absatz war zwischenzeitlich auf mehr als eine Million Dosen pro Woche gestiegen. 1995 schließlich wurde die WD-40 Company Limited Zweigniederlassung Deutschland gegründet. Die Belegschaft umfasste damals nur vier Personen, aktuell sind es rund 50 Mitarbeiter. Der Standort hierzulande ist zuständig für den Verkauf in der DACH-Region. Der Erfolg von Steve Brass und dem damaligen sowie heutigen Team unter der Leitung von Daniel Kalisch lässt sich auch daran messen, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Unternehmensangaben bis zu 99 Prozent der Bevölkerung das Produkt »WD-40« kennen.
Die charakteristische blaue Dose mit rotem Kopf ist auf Anhieb erkennbar und aus vielen Anwendungsbereichen nicht mehr wegzudenken. Als Innovationstreiber entwickelt sich die Marke »WD-40« stetig weiter, wobei die Originalformel jedoch unberührt bleibt: 2003 wurden ein einzigartiger Sprühkopf für breitflächige Sprühvorgänge und 2005 der klappbare »Smart Straw« eingeführt. 2015 folgte ein biegsames Sprührohr. Dazwischen kamen 2011 die »WD-40 Specialist«-Produkte auf den Markt. Damit können spezifische Anforderungen gelöst werden – und das nach Unternehmensangaben »auf Profi-Niveau«.
Die geheime Formel dahinter
Wie Steve Brass anlässlich der Eröffnung freimütig und mit einem Lachen bekannt gab, bekam er die geheime Formel von »WD-40« anlässlich seiner Ernennung zum CEO der WD-40 Company im September 2022 sogar zu sehen: »Es gibt nur drei Leute im Unternehmen, welche die Zusammensetzung von ›WD-40‹ kennen. Diese liegt sicher verwahrt in einem Tresor am Hauptsitz in San Diego. Als sie mir überreicht wurde, sah ich eine chemische Formel – und als Nicht-Chemiker ist das alles, was ich Ihnen dazu sagen kann.« Dahinter steckt ein weiteres Erfolgsgeheimnis: Da »WD-40« nie patentiert wurde, ist auch dessen genaue Zusammensetzung nicht bekannt, was Nachahmern die Entwicklung einer genauen Kopie erschwert.
Feierlichkeiten in Bad Homburg
Während der Eröffnungsfeier anlässlich der neuen Büroräume und des 30-jährigen Jubiläums war vonseiten der Mitarbeiter zu spüren, wie sehr alle hinter dem Produkt und dem Unternehmen stehen – die bereits erwähnte interne Philosophie der »Learning Moments« hat daran sicher einen großen Anteil. Gastredner Tassilo Zimmermann, Ressortleiter »Lebensmittel Zeitung« von 1992 bis 2021, hat eine besondere Beziehung zur deutschen Niederlassung. Er veröffentlichte hierzulande als einer der ersten einen Bericht über das Produkt. In seinem von Anekdoten gespickten Beitrag »Die Marke ›WD-40‹ – eine innovative Erfolgsgeschichte« ließ er die Historie der Marke Revue passieren.
Persönlich wurde es auch im Vortrag von Daniel Kalisch. Dieser verwies auf seine Berührungspunkte mit »WD-40« in der eigenen Familie, die sich in Form einer Werkbank mit Werkzeug aus der Werkstatt seines Großvaters in den neuen Bürogebäuden manifestieren. Mitarbeiter und Besucher können dadurch einen direkten Bezug zur Anwendung darstellen.s