Start-up-Zone Wenn der Kollege Roboter mithilft

Neben den meterhohen und tonnenschweren Giganten der Baubranche waren auf der Bauma auch die teilweise gerade mal kniehohen Gegenstücke in Form von ferngesteuert oder autonom arbeitenden Robotern zu sehen. Rein funktional stehen sie ihren größeren Brüdern kaum in etwas nach und erfüllen die ihnen zugedachte Aufgabe ebenso perfekt. Ein Streifzug durch den »Wusel«-Bereich der Start-up-Area – und das sowohl über als auch unter der Erde.

Lesedauer: min
Von: Thomas Seibold

Roboterlösungen für Baustellen

Roboter eignen sich auf einer Baustelle für den Einsatz in vielen Gewerken und dort etwa für Reinigungs-, Transport-, Markierungs- und Verlegetätigkeiten bis hin zur Überwachung und Inspektion. BauMotor verwaltet davon Hard- und Software-seitig gleich einen ganzen Fuhrpark von unterschiedlichen Herstellern. Dabei kommt ein »Alles-aus-einer-Hand«-Ansatz zum Tragen: Vom Vertrieb über den Service und Support sowie der Schulung der Belegschaft bis hin zur Einrichtung auf der Baustelle soll kundenseitig kein Wunsch offenbleiben.

Im Bereich der Baustellenlogistik können Roboter wortwörtlich eine tragende Rolle spielen und den Bauarbeiter nicht nur körperlich entlasten, sondern auch den Einsatz eines zweiten Helfers überflüssig machen. So ist der autonome »Antero 3« in der Lage, Lasten bis zu 500 kg direkt und bis zu 2 t mit einem Anhänger zu transportieren – und das mit einer Akkulaufzeit von bis zu 16 Stunden und Geschwindigkeit von maximal 16 km/h. Vier »Mecanum«-Räder sorgen für Bewegungsfreiheit, und mit einer Kletterfähigkeit von 3 Prozent stellen auch kleine Steigungen kein Problem dar. Gesteuert wird der Roboter entweder manuell mit einem Controller, über eine direkte Robotersteuerung oder via Fernbedienung über Cloud-Anbindung. Alternativ folgt er dem Bediener automatisch und hält dabei stets einen sicheren Abstand ein. Im autonomen Modus werden zugewiesene Aufgaben sogar unabhängig voneinander ohne menschliches Eingreifen erledigt.


Wo gearbeitet wird, fällt natürlich Schmutz an. Im Reinigungssektor kann da beispielsweise der nach Unternehmensangaben weltweit erste KI-gesteuerte Kehrroboter »Pudu MT1« zum Einsatz kommen. Dieser wurde speziell für großflächige Umgebungen von mehr als 100 000 m2 entwickelt. Dafür bringt er neben einem 35 l großen Auffangbehälter eine KI-basierte visuelle Abfallerkennung mit. Mittels KI-Kameras werden verschiedene Arten von Müll in Echtzeit erkannt und identifiziert. Eine weitere Besonderheit ist die Integration in IoT-Geräte. Indem der Kehrroboter mit Aufzügen, Toren und anderer Infrastruktur interagiert, kann die Reinigung auch über mehrere Etagen oder Hallen erfolgen. Darüber hinaus gibt es autonome mobile Roboter, die das Binden von Bewehrungsstäben an Decken auf Baustellen übernehmen können und viele weitere mehr.

Robotik im grabenlosen Leitungsbau

Der Ausbau kritischer Infrastrukturen steht vor großen Herausforderungen: Urbanisierung, Energiewende und Digitalisierung erfordern schnelle, effiziente und umweltfreundliche Lösungen. Die Stern Technic GmbH aus Mannheim begegnet diesen Anforderungen mit ihrer Vision »Trenchless Construction 5.0« und setzt dabei auf innovative Robotik-Systeme für den grabenlosen Leitungsbau und mehr Effizienz im Tiefbau. Mit dieser Technologie soll die Lücke zwischen Erdraketen und Mini-HDD-Systemen geschlossen werden.

Im Zentrum dieser Innovation steht »BOB« (Boring rOBot), ein kompakter und autonomer Bohrroboter für präzise Horizontalbohrungen in lockeren Böden. Mit einem Durchmesser von nur 5,4 cm und einem Gewicht von etwa 6,5 kg ist dieser äußerst handlich und ermöglicht den Einsatz in sehr kleinen Startgruben, was Zeit und Kosten beim Aushub spart. Zwei leistungsstarke DC-Motoren treiben den speziell designten Bohrkopf an, während integrierte Sensorik und intelligente Algorithmen eine autonome Steuerung und Anpassung an den Untergrund ermöglichen. Der voll­elektrische Antrieb sorgt für einen leisen, abgasfreien Betrieb.

Ergänzt wird »BOB« durch »Buddel«, ein Vortriebsaggregat, das mit zwei pneumatischen Muskeln von Festo eine Schubkraft von bis zu 12 000 N erzeugt. Trotz seiner Leistung ist »Buddel« mit etwa 35 kg Gewicht leicht und transportabel genug, um von Hand in eine Baugrube gesetzt zu werden. Bei schwierigen Böden kann optional ein Hochdruck-Wasserstrahl eingespeist werden, um den Boden zu lockern. Die softwarebasierte Steuerung ermöglicht eine präzise Dosierung der Schubkraft, was besonders in wechselnden Böden von Vorteil ist. Die Vision »Trenchless Construction 5.0« verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: autonome Bohrvorgänge, elektrische Antriebstechnik, smarte Echtzeit-Datenverarbeitung und einen emissionsfreien Betrieb. Sie ermöglicht präzise, steuerbare Bohrungen für kleine Durchmesser, reduziert Oberflächenstörungen, Lärm und Kosten und ist damit ein wichtiger Baustein für den zukunftsfähigen Infrastrukturausbau. Die Systeme eignen sich für Wasser-, Abwasser-, Energie- und Glasfaserleitungen, agrarische Bewässerungssysteme oder geologische Erkundungsbohrungen.s

[33]
Socials